Ein Earnout ist eine technische Komponente in der Kaufpreisstruktur, die dazu beiträgt eine häufig entstehende Bewertungslücke zwischen Käufer und Verkäufer zu schließen, indem ein Teil des Kaufpreises mit der Erreichung bestimmter Ziele verbunden ist.
In den meisten Fällen werden Earnouts bei kleineren Transaktionen eingesetzt, an denen mittelständische Unternehmen beteiligt sind. Bei größeren börsennotierten Unternehmen findet der Einsatz von Earnouts in einem geringeren Maße statt. Heutzutage sind fast 40 % aller Transaktionen mit Earnouts verbunden, die bis zu 20 % des Gesamtpreises ausmachen können oder den Umfang der Transaktion verdoppeln können. Die Höhe des Earnouts ist häufig vom Risikoprofil und Verhandlungsposition des Käufers und Verkäufers abhängig.
Aus der Sicht des Käufers besteht der Vorteil von Earnouts darin, dass sie das finanzielle Risiko verringern, indem sie den Käufer davor schützen, zu viel zu zahlen. Gleichzeitig schaffen Earnouts Anreize für das Management zur Erreichung bestimmter Ziele wie etwa das Erreichen der ursprünglich vom Verkäufer erstellten Umsatz- und Gewinnprognosen. Die Kehrseite der Medaille ist, dass sie die Fähigkeit des Käufers einschränken, das Unternehmen vollständig zu integrieren oder umzustrukturieren. Zudem führen Earnouts auch zu geteilten Loyalitäten und zu Zielkonflikten zwischen der strategischen Ausrichtung des Unternehmens und dem Earnout-Vorurteil des übernommenen Unternehmens.
Verkäufer sollten aufpassen. Auch wenn Sie mehr Geld erhalten, müssen Sie die Auswirkungen des Verlusts der Kontrolle über das Betriebsbudget und die Personalplanung bedenken. Dies birgt oft ein Risiko für das Erreichen der gesetzten Ziele und die Wahrscheinlichkeit einer geringeren Kaufpreiszahlung. Darüber hinaus sind Änderungen unvermeidlich, da die Käufer dazu neigen, die meisten Entscheidungsbefugnisse des Verkäufers unterzuordnen, da die strategische Ausrichtung und die Unternehmensrichtlinien Vorrang haben. Durch einen Earnout hat der Verkäufer allerdings die Möglichkeit einen höheren Kaufpreis zu realisieren und Vertrauen für die eigene Planung auf der Käuferseite zu verschaffen.
Es gibt auch die hässliche Seite von Earnouts, wenn es zu Streitigkeiten und drohenden Rechtsstreitigkeiten über Earnouts kommt. Änderungen des Finanzplans und der Ausrichtung des übernommenen Unternehmens nach der Übernahme sowie Richtlinien zur Umsatzrealisierung, die die Auszahlung verringern oder die Umsätze während des Earnout-Zeitraums künstlich drücken, stehen oft im Mittelpunkt dieser Streitigkeiten. Im Falle einer Earnout-Streitigkeit geht mehr als nur Geld verloren. Oft leidet auch das operative Geschäft als Folge einer schlechten Arbeitsmoral und Fluktuation. Am Ende gewinnt keine der beiden Parteien.
Bei sorgfältiger Handhabung können Earnouts jedoch eine gute Praxis sein, wenn sich beide Parteien der Risiken und Nachteile des Earnout-Aspekts bei Transaktionsabschluss bewusst sind.