Warum ist Liquidität so wichtig

Warum ist Liquidität so wichtig

Auf wie viel Bargeld könnte Ihr Unternehmen zugreifen, wenn Sie Ihre Verbindlichkeiten heute begleichen müssten? Wie schnell haben die Mittel verfügbar?

Die Liquidität beantwortet diese Frage und ist ein entscheidender Faktor für Ihre Wachstumsfähigkeit.

Nehmen wir an, Sie nehmen einen Kredit auf, um neue Geräte, neue Maschinen oder ein neues Gebäude zu kaufen. Eines der ersten Dinge, auf die Ihre Bank achten wird, ist Ihre Liquidität. Wenn sie der Meinung ist, dass Sie nicht liquide genug sind, könnten Ihre Pläne ins Stocken geraten.

Es gibt keine klare Faustformel, wenn es um Liquidität geht. Jedes Unternehmen hat seine eigenen Bedürfnisse und Überlegungen. Wichtig ist, dass Sie Ihre Liquidität im Auge behalten, indem Sie im Laufe der Zeit die richtigen Dinge messen.

Am Ende des Tages braucht man Geld, um Geld zu verdienen. Wenn man keinen Zugang zu Working Capital hat, wie soll man dann wachsen?

Was ist Liquidität?

Liquidität ist ein aktuelles Maß für die Fähigkeit eines Unternehmens, Vermögenswerte schnell in Bargeld umzuwandeln. Einige Vermögenswerte sind liquider als andere:

Das Umlaufvermögen ist am liquidesten. Es kann fast sofort für Transaktionen verwendet werden. Unter den kurzfristigen Vermögenswerten, die als hochliquide gelten, steht Bargeld an erster Stelle. Andere Arten von Vermögenswerten wie Wertpapiere, Forderungen, Vorräte und aktive Rechnungsabgrenzungsposten sind weniger liquide, da sie erst verkauft werden müssen, um in Bargeld umgewandelt zu werden.

Anlagevermögen oder langfristige Vermögenswerte werden als weniger liquide angesehen, da ihre Umwandlung in Bargeld Monate oder sogar Jahre dauern kann. Außerdem handelt es sich in der Regel um Vermögenswerte, die das Unternehmen für seinen Betrieb benötigt, wie z. B. Anlagen oder Gebäude. Diese können einen hohen potenziellen Wert haben, lassen sich aber nicht so leicht in Bargeld umwandeln.

Die Liquidität verbessert sich, wenn ein Unternehmen mehr Umlaufvermögen erwirtschaftet als es an Verbindlichkeiten hat.

Unternehmen in reifen Branchen verfügen oft über eine Fülle von sehr liquiden Vermögenswerten, da sie in der Vergangenheit immer wieder Barmittel erwirtschaftet haben. Neugründungen bei Startups sind in der Regel weniger liquide: Sie haben nicht den gleichen Zugang zu Working Capital und Krediten. Ihre Barmittel können in Lagerbeständen gebunden sein, die sie zu verkaufen versuchen.

Gerade bei jüngeren Unternehmen ist es wichtig die aktuelle Liquidität zu verfolgen. Indem sie die Liquidität regelmäßig messen, können jüngere Unternehmen sicherstellen, dass sie nicht überraschend in einen Liquiditätsengpass geraten.

Wie man Liquidität misst

Die Liquidität wird anhand von Liquiditätskennzahlen gemessen, die die Vermögenswerte mit den Verbindlichkeiten eines Unternehmens vergleichen. Zu den gängigen Liquiditätskennzahlen gehören:

Liquiditätsgrad 1 (cash ratio): Teilt die gesamten Barmittel durch die gesamten kurzfristigen Verbindlichkeiten. Gilt als "konservative" Kennzahl, da sie nur Barmittel als liquide zählt.

 

Liquiditätsgrad 2  (quick ratio): Vergleicht Ihre liquidesten Vermögenswerte mit Ihren kurzfristigen Verbindlichkeiten.

Liquiditätsgrad 3 (current ratio): Teilt Ihr gesamtes Umlaufvermögen durch die gesamten kurzfristigen Verbindlichkeiten. Dies ist die gängigste Methode, um ein Unternehmen mit einem anderen zu vergleichen.

Wie wirkt sich die Liquidität auf Ihre Wachstumsfähigkeit aus?

Stellen Sie sich vor, Sie haben gerade einen Außendienst gegründet, z. B. Fensterreinigung oder Reparaturservice. Vielleicht möchten Sie einen Lastwagen kaufen, um sich fortzubewegen. Wenn jedoch ein zu großer Teil Ihrer Barmittel in diesem Fahrzeug gebunden ist, könnte sich dies negativ auf Ihre Liquidität auswirken und Sie daran hindern, einen Kredit zur Einstellung weiterer Mitarbeiter zu erhalten.

In der Praxis ist es nicht selten, dass ein Unternehmen eine so hohe Nachfrage nach ihren Dienstleistungen hat, deren Working Capital aber nicht ausreichte, um in das Wachstum zu investieren und deshalb Aufträge ablehnen werden müssen.

Aus diesem Grund muss die Liquidität in die strategische Planung einbezogen werden. Auf diese Weise sind Ihre Wachstumspläne realistisch und basieren auf dem Working Capital, auf das Sie zugreifen können.

Doppelte Buchführung und Liquidität

In dem Moment, in dem ein Unternehmen Verbindlichkeiten aufnimmt, finden in seiner Bilanz zwei Ausgleichstransaktionen statt: Das Unternehmen verbucht einen Kassenbestand und eine Verbindlichkeit. Dies wird als doppelte Buchführung bezeichnet.

Aus diesem Grund wirkt sich die Aufnahme von Fremdkapital direkt auf die Liquidität aus. Wenn ein Unternehmen Vorräte kauft, diese mit Gewinn verkauft und einen positiven Cashflow erzielt, erhöht sich seine Liquidität. Wenn es ein Fahrzeug oder eine Ausrüstung kauft, die nicht genutzt wird oder häufig kaputt geht, wird die Fähigkeit des Unternehmens, mit dem Vermögenswert Werte zu schaffen, beeinträchtigt. Gleichzeitig muss der Kredit immer noch mit Barmitteln zurückgezahlt werden, wodurch die Liquidität sinkt.

Eine Nuance in diesem Zusammenhang ist, dass, wenn ein Unternehmen ein Anlagegut oder einen langfristigen Vermögenswert mit Verbindlichkeiten kauft, nur der aktuelle Teil der Verbindlichkeiten die Liquidität beeinflusst. Nach einem Jahr wird der Rest des Kredits als langfristige Verbindlichkeit verbucht. Das bedeutet, dass ein Unternehmen theoretisch seine Liquidität verbessern kann, indem es langfristige Vermögenswerte mit Verbindlichkeiten kauft (obwohl sich dies letztlich auf eine andere Finanzkennzahl auswirkt: die langfristige Verschuldung).

Wie kann man die Liquidität verbessern?

Drei einfache Tipps können jedem Unternehmen helfen, seine Liquidität effektiv zu verwalten und sie in seine langfristigen Pläne einzubeziehen:

1. Messen Sie regelmäßig Ihre Liquidität

Wenn Sie Vermögenswerte kaufen oder wachsen wollen, müssen Sie messen, wo Sie heute stehen und wo Sie hinmüssen. Es empfiehlt sich ein professionelles Dashboards einzurichten, um das Wachstum zu messen und auf rote Fahnen zu achten. Zum Beispiel von Verbindlichkeiten oder Einnahmen, die sich in die falsche Richtung bewegen. Die Überwachung der Liquidität kann monatlich, vierteljährlich oder halbjährlich erfolgen.

2. Liquidität für die Planung nutzen

Die Messung der Liquidität ist an sich schon wichtig, aber sie ist noch aussagekräftiger, wenn sich ein Unternehmen Ziele setzt und die Liquiditätskennzahlen mit einem bestimmten Ziel vor Augen verfolgt. Sobald Sie Ihre Wachstumsziele in Ihrem Strategieplan festgelegt haben, können Sie die Indikatoren bestimmen, die Sie zur Erreichung dieser Ziele beobachten müssen. Einige Indikatoren könnten Umsatzziele oder Ziele für den Schuldenabbau sein.

3. Benchmarking mit Ihrer Branche

Ein kapitalintensives Unternehmen wie ein Unternehmen im Anlagenbau verfügt wahrscheinlich über eine Vielzahl von Anlagen und erhält seltener Zahlungen als ein Einzelhändler. Es liegt in der Natur der Sache, dass der Anlagenbauer weniger Liquidität hat. Deshalb ist es für Unternehmen wichtig, ihre eigene Liquidität mit dem Durchschnitt ihrer Branche zu vergleichen.

Nutzen Sie die Benchmarking-Daten aus Ihrer Branche, um zu sehen, wie Ihr Unternehmen im Vergleich abschneiden. Wenn Ihr aktueller Liquiditätskoeffizient 2 beträgt (was bedeutet, dass Sie doppelt so viele kurzfristige Vermögenswerte wie kurzfristige Verbindlichkeiten haben) und der Branchendurchschnitt bei 1,5 liegt, dann verfügen Sie offensichtlich über einige investierbare Barmittel. Liegt der Branchendurchschnitt bei 2 und Sie bei 1, sollten Sie Änderungen vornehmen, denn eine Bank würde den unterdurchschnittlichen Wert bemerken.

Achten Sie darauf, dass Sie als Unternehmer Ihre Kennzahlen vergleichen und Sie sich Ziele setzen, die mit Ihren Geschäftszielen übereinstimmen.

Liquidität ist ein wichtiges Planungsinstrument

Die Messung Ihrer Liquiditätskennzahlen bietet einen finanziellen Gesundheitscheck für Ihr Unternehmen und zeigt, ob Sie kluge Entscheidungen treffen, die Ihre Nachhaltigkeit gewährleisten. Wenn Sie Ihre Liquidität analysieren, fragen Sie sich im Grunde: "Wie wird mein Cashflow in der Zukunft aussehen?"

Wenn Sie ein mittelständisches Unternehmen oder Startup führen, sollten Sie mit einem Corporate Finance Berater zusammenarbeiten, um Ihre Liquidität zu messen und zu beurteilen, ob Sie Ihre Ziele erreichen. Die Verwaltung Ihrer Liquidität bei der Bewältigung der täglichen Herausforderungen Ihrer Arbeit kann manchmal das Gegenteil dessen bewirken, was Sie kurzfristig tun wollen, aber langfristig bringt das alles Vorteile.