Warum Ihr Kind vielleicht nicht der beste Nachfolger für das Familienunternehmen ist

Warum Ihr Kind vielleicht nicht der beste Nachfolger für das Familienunternehmen ist

Viele Firmeninhaber träumen davon, ihr Unternehmen an ihren Sohn oder ihre Tochter zu vererben. Sie haben ein junges Unternehmen von Grund auf aufgebaut oder das Unternehmen ihrer Eltern oder Großeltern auf die nächste Stufe gebracht. Ihr Unternehmen ist ihr Lebenswerk und sie möchten, dass es in der Familie bleibt.

Der Instinkt ist verständlich. Aber ist es immer die beste Wahl, das eigene Kind zum Geschäftsführer zu machen?

Als Spezialisten für Unternehmensnachfolgen haben wir bereits viele Gespräche mit mittelständischen Unternehmerfamilie über die Nachfolge innerhalb der Familie führen dürfen. Vor ein paar Jahren erzählte uns ein Unternehmer aus dem Bergischen Land die Geschichte seines Onkels: "Er schloss sein Ingenieurstudium als Klassenbester ab, wurde dann von einer internationalen Beratungsgesellschaft eingestellt und zog aus einer Kleinstadt nach München. Er war außerordentlich erfolgreich, als sein Vater ihn bat, nach Hause zu kommen und im Autoteilegeschäft der Familie zu helfen.“

"Er tat es und hatte ein großartiges Leben - aber er fragte sich immer, ob er bei der Beratungsgesellschaft hätte bleiben sollen. Das Autogeschäft in einer Kleinstadt war nicht sein Traum.“

"Gab es andere Möglichkeiten? Auf jeden Fall. Hätte mein Großvater das Unternehmen damals verkauft, wäre es eine Menge Geld wert gewesen. Er hätte seinen beiden Söhnen, der andere (mein Vater) war ebenfalls Ingenieur bei einem führenden Automobilkonzern, helfen können, ihre Träume zu verwirklichen."

Der ideale Nachfolger

Damit ein Kind ein erfolgreicher Nachfolger werden kann, braucht es vor allem drei Dinge: "Talent, Leidenschaft und Erfahrung".

Wenn die Sterne für die Nachfolge günstig stehen, wird das Kind genauso begeistert sein wie seine Eltern, das Familienunternehmen zu übernehmen. Es wird klug und fähig sein, über Managementwissen und Geschäftssinn verfügen. Wenn das Kind etwa fünf Jahre lang in einem ähnlichen oder ergänzenden Unternehmen gearbeitet hat und erfolgreich war, hat es eine andere Perspektive als ein Kind, das direkt in das Familienunternehmen einsteigt.

Die Vorbereitung von Alternativen

Den perfekten Nachfolger gibt es vielleicht nur alle Jubeljahre einmal, denn vielfach gibt es ein paar Hürden. Ein potenzieller Nachfolger verfügt möglicherweise noch nicht über die nötige Erfahrung, um ein Unternehmen zu führen, wenn seine Eltern bereit sind, sich zurückzuziehen. Es kann zu Lücken in der Kommunikation oder in den Erwartungen kommen. Rivalitäten unter Geschwistern können im Weg stehen. Die Emotionen können hochkochen.

Nach Angaben einer amerikanischen Studie überleben nur 30 % der Familienunternehmen die zweite Generation, 12 % die dritte Generation und 3 % die vierte Generation.

Bevor Sie sich entscheiden, Ihr Unternehmen an Ihren Sohn oder Ihre Tochter weiterzugeben, sollten Sie einige Dinge beachten:

1) Gehen Sie nicht davon aus, dass Sie wissen, was Ihre Kinder wollen.

Der erste Schritt bei der Ausstiegsplanung für eine Familie besteht darin, die Sichtweise aller Beteiligten zu verstehen und ihnen zu helfen, den Prozess zu durchdenken. Oft haben die Familienmitglieder vorgefasste Meinungen darüber, was alle anderen wollen. Vielleicht geht der Gründer ganz selbstverständlich davon aus, dass der erstgeborene Sohn seinen Platz einnehmen will und die Tochter kein Interesse hat, ohne seine Kinder überhaupt zu fragen oder mit ihnen zu sprechen. Vielleicht würde der Sohn lieber ein anderes Unternehmen gründen und die Tochter möchte das Unternehmen wirklich leiten.

2) Stellen Sie sicher, dass sie wissen, dass sie eine Wahl haben.

Manche Möchtegern-Nachfolger fühlen sich vielleicht unter Druck gesetzt, das Unternehmen ihrer Eltern zu übernehmen. Es ist wichtig, schon in jungen Jahren mit den Kindern darüber zu sprechen, was sie sich von einer Karriere versprechen und ihnen ein breites Spektrum an möglichen Wegen aufzuzeigen. Externe Praktika oder Jobs können helfen, Interessen und Ziele zu klären. Einige Kinder entdecken vielleicht eine Leidenschaft für eine neue Branche, während andere immer wieder zu ihrem Heimatort zurückkehren. Achten Sie auf ein Gefühl der Neugierde für das Unternehmen. Möchte Ihr Kind alles über das Tagesgeschäft und die Feinheiten der Branche wissen? Schließlich wollen Sie einen Nachfolger, der das Unternehmen leiten will.

3) Hüten Sie sich vor dem silbernen Löffel.

Auch Jobs außerhalb des Familienunternehmens können Kindern helfen, harte Lektionen zu lernen, die ihnen später von Nutzen sein werden. Wenn Kinder wissen, dass sie in ein Familienunternehmen eintreten müssen, werden sie vielleicht aus diesem Grund keine anderen Bereiche verfolgen. Erfahrungen außerhalb des Unternehmens helfen ihnen, ihr Selbstvertrauen zu stärken, ihre Fähigkeiten zu erweitern und ihre beruflichen Interessen besser zu verstehen. Wenn sich die Kinder nach einigen Jahren für eine Rückkehr in das Familienunternehmen entscheiden, werden sie dies mit einem größeren Einfühlungsvermögen für ihre Mitarbeiter und einem geschärften Geschäftssinn tun.

4) Beurteilen Sie Ihr Kind objektiv.

Bei der Beurteilung eines Familienmitglieds sollten Sie sowohl seine Eigenschaften als Manager als auch als Unternehmer berücksichtigen. Es kann sein, dass jemand ein guter Manager ist, ihm aber die Fähigkeit fehlt, sich auf das große Ganze zu konzentrieren oder strategisch zu denken. Genau die Art von Fähigkeiten, die man braucht, um ein erfolgreiches Unternehmen zu führen. Eine externe Tätigkeit in einem ähnlichen Unternehmen oder eine weitere Ausbildung zu absolvieren kann hilfreich sein, um zu sehen, ob der Nachfolger seine Führungs- und Managementfähigkeiten verbessern kann.

In diesem Fall müssen die Eltern möglicherweise schwierige Gespräche über die Zukunft des Unternehmens führen oder riskieren, dass alles, was sie so hart aufgebaut haben, wieder zunichte gemacht wird.

5) Versuchen Sie nicht, alles gerecht zu machen.

Wenn Sie zwei Kinder im Unternehmen haben, machen Sie nicht den Fehler, den manche Unternehmer begehen, und machen Sie Ihre beiden Söhne oder Tochter und Sohn zu Co-Geschäftsführern. Wenn Sie es vermeiden, ein Kind dem anderen vorzuziehen, macht das das Leben für Sie im Moment vielleicht einfacher, aber für Ihre Kinder wird es später schwieriger.

Sprechen Sie zunächst mit jedem Kind über seine Erwartungen. Wenn mehr als eines von ihnen Geschäftsführer werden möchte, werden Sie vor einer schwierigen Aufgabe stehen. Versuchen Sie, die Situation objektiv zu betrachten und die Führungsqualitäten, das Engagement, die Erfolgsbilanz und den Ruf jedes Kindes im Unternehmen zu bewerten. Sprechen Sie, wenn möglich, mit vertrauenswürdigen Beratern, um die blinden Flecken der Eltern auszugleichen.

Vielleicht entscheiden Sie sich für ein Kind als Geschäftsführer und ein anderes als Mitglied der Geschäftsleitung oder Gesellschafter. Vielleicht entscheiden Sie sich aber auch, das Unternehmen zu verkaufen. Seien Sie auf jeden Fall offen und sagen Sie, warum Sie sich so entschieden haben, wie Sie es getan haben. Die Gespräche werden unweigerlich schmerzhaft sein, aber es ist besser, wenn sie jetzt stattfinden. Groll und verletzte Gefühle können zu noch mehr Schmerz und Familienstreitigkeiten führen, wenn sie weiter schwelen.

6) Ihr Unternehmen ist nicht Ihr Erbe.

Wenn Sie jahrzehntelang am Aufbau eines Unternehmens gearbeitet haben, ist es unmöglich, nicht emotional gebunden zu sein. Schließlich steht Ihr Erbe auf dem Spiel. Oder?

Das Erbe ist nicht Ihr Unternehmen. Das Erbe ist die Familie... Ihr Unternehmen ist ein Instrument zur Schaffung von Wohlstand, Punkt.

Unternehmen kommen und gehen. Im Laufe der Geschichte haben erfolgreiche Familien einen Weg gefunden, das Ende ihres Unternehmens zu finden, bevor das Ende sie findet. Ein Unternehmen zu verkaufen, bedeutet nicht, dass man gescheitert ist. Der Punkt ist, wenn jetzt ein guter Zeitpunkt für Sie ist, etwas Kapital hinter die Brandschutzmauer zu bringen, um Ihr Unternehmen zu einem fairen Preis zu monetarisieren, dann machen Sie Ihre Transaktion und fühlen Sie sich gut dabei.

Es ist wichtig, bei der finalen Entscheidung sowohl die geschäftlichen Ziele als auch die familiären Beziehungen im Auge zu behalten. Die beste Entscheidung wird die sein, bei der ein Familienunternehmen gemeinsam arbeiten kann. Wenn Ihre Kinder das Unternehmen wirklich mit Leidenschaft führen, dann ist das vielleicht der richtige Weg. Wenn nicht, geben Sie ihnen Raum, um erfolgreich zu sein und die Menschen zu werden, die sie sein sollen.