Unterschied zwischen Unternehmenswert unf Kaufpreis

Unternehmenswert vs. Kaufpreis: Den Unterschied beim Kauf oder Verkauf eines Unternehmens verstehen

Beim Kauf oder Verkauf eines Unternehmens kann es schwierig sein, den theoretisch errechneten Wert eines Unternehmens mit den tatsächlichen Angeboten auf dem Markt in Einklang zu bringen.

Das Verständnis der Unterschiede zwischen Kaufpreis und Unternehmenswert kann als Ausgangspunkt für die Preisfindung einer Transaktion dienen. Wenn der angebotene Preis nicht dem theoretischen Wert entspricht, ist dies Vielfach der Startpunkt um die Verhandlungen einzuleiten und die Erwartungen der Gegenseite zu dämpfen.

Der Kaufpreis stellt die gesamte Gegenleistung dar, die der Käufer an den Verkäufer zahlt. Dem steht eine eher theoretische, mathematische Berechnung des Unternehmenswertes gegenüber. Trotz der Komplexität bei der Bestimmung des Wertes eines Unternehmens, bleibt er ein nützlicher Ausgangspunkt für Verhandlungen und die Beschaffung von Finanzierungsmitteln.

Wie wird ein Unternehmen bewertet? Welche Verfahren zur Bewertung eines Unternehmens gibt es?

Hier geben wir Ihnen einen Überblick über die gängigsten Methoden zur Bewertung eines Unternehmens, die Zusammenhänge zwischen Wert und Preis zu erklären und Ihnen zu helfen, eine fundierte Entscheidung für Ihre nächste Transaktion zu treffen.

Was ist der Unternehmenswert?

Nach dem Institut der Wirtschaftsprüfer (IdW) bzw. IDW S 1 ergibt sich der Wert eines Unternehmens grundsätzlich aus den finanziellen Überschüssen, die bei Fortführung des Unternehmens erwirtschaftet werden (Zukunftserfolgswert).

Um diesen theoretischen Wert zu berechnen, muss ein Berater Annahmen darüber treffen, wie sich das Unternehmen entwickelt. Diese können beispielsweise folgende sein:

Wie würde der offene Markt reagieren? Wer sind die potenziellen Käufer? Wie viele Jahre kann ein Unternehmen in der Zukunft noch weiter betrieben werden?

Solche Annahmen können davon abweichen, wie die Transaktion abläuft, sobald der Verkaufsprozess beginnt, was zu potenziellen Differenzen zwischen Wert und Preis führt. Denn letztlich entspricht der Wert eines Unternehmens dem Preis der Besten, nicht realisierten, vergleichbaren Alternative.

Wie wird der Unternehmenswert berechnet?

Bei der Berechnung des theoretischen Wertes eines Unternehmens muss ein Berater zunächst die Geschäftstätigkeit des Unternehmens, die Branche, die Marktdynamik und viele weitere Faktoren berücksichtigen. Anschließend muss er diese Annahmen dann in einen oder mehrere der folgenden drei Bewertungsansätze einfließen lassen:

1. Ertragsorientierter-Ansatz

Dieser Ansatz (auch Ertrags- oder Cashflow-Ansatz genannt) basiert auf den zukünftigen Cashflows eines Unternehmens. Dabei wird eine Projektion der zukünftigen Cashflows des Unternehmens verwendet und die Wahrscheinlichkeit bewertet, dass diese Cashflows erreicht werden. Ein ertragsbasierter Ansatz wird häufig für die Bewertung von Unternehmen verwendet, die möglicherweise einen bedeutenden Firmenwert oder den Wert von geistigem Eigentum haben, der oft nur durch ihre potenzielle zukünftige Leistung geschätzt werden kann, z. B. Softwareunternehmen.

2. Substanzwert-Ansatz

Dieser Ansatz basiert auf dem Wert der Vermögenswerte des Unternehmens nach Abzug aller Verbindlichkeiten – dem sogenannten Nettovermögenswert. Anders ausgedrückt: Wenn alle Aktiva heute zum Marktwert verkauft würden und der Erlös zur Tilgung aller Schulden, Verbindlichkeiten und Steuern verwendet würde, was bliebe dann übrig? Der Substanzwert Ansatz wird häufig verwendet um Unternehmen zu bewerten, die reich an physischen Vermögenswerten sind und keinen Firmenwert oder immaterielle Vermögenswerte haben, z. B. Bauunternehmen oder Immobilienholdinggesellschaften.

3. Multiplikatoren-Ansatz

Bei diesem Ansatz wird versucht den Wert eines Unternehmens anhand von Kennzahlen aus vergleichbaren Unternehmen und aktuellen Transaktionen zu berechnen. Die Qualität der Marktbewertung ist zum einen abhängig von der Vergleichbarkeit der ausgewählten Marktkennzahlen mit dem zu bewertenden Unternehmen. Zum anderen ist sie auch von der Verfügbarkeit öffentlicher Informationen über die ausgewählten Unternehmen und Transaktionen abhängig.

Das Endprodukt einer Bewertung stellt, unabhängig vom verwendeten Ansatz, die theoretische Berechnung des Unternehmenswerts oder eine Bandbreite des Werts dar, die auf sehr spezifischen Annahmen beruht. Erst wenn ein Unternehmen einem Verkaufsprozess auf dem freien Markt ausgesetzt ist, kann der Kaufpreis ermittelt werden.

Warum unterscheidet sich der Unternehmenswert vom Kaufpreis?

Während der theoretische Wert oft nah am endgültigen Kaufpreis liegt, der auf einem offenen Markt gezahlt wird, kann sich der Preis durch eine Reihe von Komplexitäten von der Bewertung entfernen. Je nachdem, welche davon eintreten, kann der Preis höher oder niedriger als die Bewertung sein.

Die folgenden Gründe erklären, warum der Preis nicht immer dem Wert entspricht:

  • Käufer sind einzigartig

Wertberechnungen gehen davon aus, dass die Käufer die gleichen Fähigkeiten haben, während in Wirklichkeit die Kaufinteressenten unterschiedliche Kenntnisse, Verhandlungsfähigkeiten sowie finanzielle Stärken haben.

  • Emotionen können überwältigen

Bewertungsberechnungen gehen von einem rationalen Investor aus, der eine maximale Rendite anstrebt. Da aber sowohl Käufer als auch Verkäufer Menschen sind, können Emotionen einen großen Einfluss auf den Entscheidungsprozess haben, unabhängig von den Ergebnissen der objektiven Analyse.

  • Strategische Käufer können einen Mehrwert schaffen

Diese Käufergruppe kauft Unternehmen mit dem Ziel, es in ihr bestehendes Geschäft zu integrieren und so möglicherweise mehr Wert zu generieren, als wenn das erworbene Unternehmen separat weitergeführt würde. Strategische Käufer sind daher oft bereit, mehr zu zahlen als andere Käufer, und zwar einen Preis, der den theoretischen Wert übersteigen könnte.

  • Der Preis besteht nicht zu 100 % aus Barmitteln

Der Preis muss nicht unbedingt in bar bezahlt werden, sondern kann auch aus Verkäuferdarlehen oder Erfolgskomponenten, Earn-Outs (Vendor Note) oder anderen Strukturen bestehen. Diese können zur Überbrückung der "Wertlücke" während der Verhandlungen zwischen Käufer und Verkäufer genutzt werden.

Seien Sie auf einen Preis vorbereitet, der vom Wert abweicht

Wenn Sie Ihr Unternehmen verkaufen möchten, kann eine theoretische Bewertung eine Vorstellung davon vermitteln, was Ihr Unternehmen wert ist um den Verhandlungsprozess zu leiten. Die einzige Möglichkeit, einen tatsächlichen Preis zu ermitteln, ist jedoch in der Regel ein breit angelegter Verkaufsprozess.

Wenn Sie im Voraus eine Reihe von Werten, die wichtigsten persönlichen Beweggründe und Ziele sowie den immateriellen Wert des Unternehmens kennen, verfügen Sie über die notwendigen Informationen, um eine umsichtige Entscheidung zu treffen. In Anbetracht der Anzahl möglicher Methoden und der potenziellen Komplexität ist die Expertise von Dritten hilfreich um Ihre Bewertung zu quantifizieren und zu verstehen.

Insgesamt sollten Sie darauf vorbereitet sein, dass die in einem theoretischen Kontext berechnete Bewertung Ihres Unternehmens nicht dem endgültigen Kaufpreis entsprechen muss.