Best Practise - Wie ein Unternehmer sein Unternehmen auf die nächste Ebene brachte

Praxisbeispiel: Wie ein Unternehmer sein Unternehmen auf die nächste Ebene brachte

Michael Müller saß in einem Hotelzimmer am Strand an seinem Laptop. Draußen genossen seine Frau, seine drei Kinder, sein Geschäftspartner und seine Großfamilie ihren Urlaub, planschten im Pool und genossen die Sonne.

Es war Dezember 2018. Müller hatte den Urlaub schon Monate im Voraus gebucht. Aber er hatte den Sommer damit verbracht, potenzielle Übernahmeziele für sein schnell wachsendes Unternehmen zu recherchieren. Er hatte keine Wahl: Er musste die Transaktionen abschließen.

Trotz der Verlockung des Meeres zog Müller die Vorhänge zu, brachte das Schild "Bitte nicht stören" an und machte sich an die Arbeit.

"Aber an diesem Punkt wurde mir klar, dass es vielleicht an der Zeit war, nicht mehr so viel auf eigene Faust zu unternehmen. Das war ein großes Erkenntnis für mich."

Müller verließ die Strandpromenade mit dem festen Vorsatz, ein solides Managementteam aufzubauen, das ihm und seinem Geschäftspartner helfen konnte, das Unternehmen zu vergrößern. Einige Monate später stellte das Unternehmen mehrere erfahrene Führungskräfte ein, darunter den ehemaligen Deutschland-Chef eines namhaften Wettbewerbers, einem internationalen Social-Media-Unternehmen. Müller hat nun das Gefühl, dass er sich auf sein Team verlassen kann, um sein bereits beeindruckendes Wachstum weiter zu beschleunigen.

Angefangen am hauseigenen Küchentisch

Müller hatte nicht damit gerechnet, dass sein Unternehmen so schnell zu einer großen Übernahme bereit sein würde.

Nur drei Jahre zuvor, im Jahr 2015, hatte Müller einen lukrativen Job im Vertrieb gekündigt und das Unternehmen von seinem Küchentisch aus gegründet. Er hatte eine Vision: Ein Unternehmen für mobiles Marketing zu gründen, das Direktmarketing in Echtzeit und mit Hilfe von Verhaltensmustern anbietet.

Sein Hauptunterscheidungsmerkmal sollte Transparenz sein. Müller, der sich sein Leben lang mit Analysen beschäftigt hat, macht sich die Daten zunutze und stellt sicher, dass seine Kunden genau wissen, wann und wo ihre Marketinggelder auf dem Zielmarkt ausgegeben werden.

"Mobil war zu diesem Zeitpunkt wirklich im Kommen, also war das natürlich mein Schwerpunkt", sagt Müller. "Ich sah das Potenzial für Echtzeit-Anzeigen, die Menschen mit den richtigen Inhalten zur richtigen Zeit und am richtigen Ort anzusprechen."

Planung nimmt die Angst vor dem Risiko

Die Angst, der alleinige Ernährer seiner Familie zu sein und das Risiko der Unternehmensgründung waren für Müller ein großes Problem, vor allem mit einem neuen Baby im Haus. "Ich glaube, als junger Unternehmer stellt man immer alles in Frage", sagt Müller. "Aber ich bin auch sehr berechnend. Die ersten Monate verbrachte ich mit detaillierter Planung und sorgfältiger Risikoprüfung, um meinen Business-Plan zu erstellen."

Diese gründliche Planung half ihm, ein Förderdarlehen des Landes sowie weiteres Kapital von Start-up Investoren zu erhalten. Die detaillierte Planung ebnete auch den Weg für einen erfolgreichen Start; das Unternehmen war nach sechs Monaten profitabel und hatte am Ende des ersten Jahres mehr als 1 Million Euro an Umsatz erzielt.

"Ich bin mit der gesamten Geschäfts- und Finanzplanung, der Technologie und der Erfolgsbilanz an die Investoren herangetreten - das war sehr gründlich", sagt Müller.

Keine Zeit zum Ausruhen

Das Unternehmen wuchs von da an schnell. Müller blieb weitgehend auf sich allein gestellt, um dieses Wachstum zu bewältigen.

"Ich kümmerte mich um die Finanzen des Unternehmens, den Großteil der Verkäufe und die gesamte operative Leitung. Ich war motiviert, weil ich wusste, dass ich eine gute Investition tätigte, die sich später auszahlen würde", sagt Müller. "Wenn man neu anfängt, weiß man, dass das niemand für einen erledigen kann. Man muss selbst mit anpacken."

Mit der Übernahme eines namhaften Wettbewerbers Ende 2018 wuchs das Unternehmen auf über 40 Mitarbeiter und Müller hatte das Gefühl, einen großen Meilenstein erreicht zu haben. "Ich dachte, die Übernahme bedeute, dass ich mich endlich ein wenig entspannen und den Fuß vom Gas nehmen könne", sagt er.

Aber nichts könnte weiter von der Wahrheit entfernt sein.

Eine Woche nach Beginn des neuen Jahres zog der größte Kunde des Unternehmens seine Medienausgaben deutlich zurück.

"Wir waren finanziell stark von ihnen abhängig und verloren den Großteil ihres Geschäfts", sagt Müller. "Trotz aller Sorgfalt, die ich vor der Übernahme walten ließ, habe ich das nicht kommen sehen."

Müller sah sich auch mit der Herausforderung konfrontiert, das Personal zusammenzulegen und auf dem teueren Immobilienmarkt günstige Büroräume zu finden.

"Ich dachte: 'Ich will nie wieder in dieser Lage sein. Ich brauche Hilfe", sagt Müller. "Wir brauchten eine Diversifizierung der Umsätze und dringend weitere Mitarbeiter."

Aufbau eines vertrauenswürdigen Teams

Zum ersten Mal suchte Müller außerhalb des Unternehmens nach Managementexpertise und stellte schließlich einen Geschäftsführer und ein neues Führungsteam ein. Obwohl er immer noch viele Stunden als Chief Executive Officer (CEO) arbeitet, hat sich Müller von anderen Führungsaufgaben zurückgezogen.

"Ich habe gelernt, mich nicht von einer Schlüsselperson abhängig zu machen. Ich habe ein hochgradiges eingespieltes Team und ich nutze all diese Fähigkeiten, um das Wachstum zu beschleunigen und das Unternehmen auf die nächste Stufe zu bringen."

Müller meldete sich zudem bei einem weiteren Investor mit erheblicher Erfahrung, der ausschließlich mit mittelständischen Unternehmen arbeitet, die ein starkes Wachstumspotenzial haben und ehrgeizig sind.

"Wir sind heute kein 100-Millionen-Euro-Unternehmen. Aber heute sind unsere Ambitionen deutlich höher und ich kann den Weg dorthin klar erkennen", sagt Müller. "Ich bin als Unternehmensführer selbstbewusster geworden. Ich habe gelernt, Kredite als Mittel zum Wachstum zu nutzen und ich stelle Dinge viel weniger in Frage als früher, weil ich von erfahrenen Mitarbeitern umgeben bin, die qualifiziert, sachkundig und sehr leidenschaftlich sind."

Drei Tipps für ein schnelles Wachstum

1. Risikominimierung durch einen soliden Geschäftsplan (Business-Plan)

"Im Geschäftsleben geht es darum, kalkulierte Risiken einzugehen", sagt Müller.

In den ersten Wochen seiner Geschäftstätigkeit verbrachte Müller täglich mehr als 12 Stunden damit, Szenarien zu testen und potenzielle Einnahmequellen für sein Unternehmen zu bewerten.

"Ich habe mir Hochrechnungen und steuerliche Auswirkungen, verschiedene Szenarien und finanzielle Aussichten angesehen."

Zu dem Zeitpunkt, als er sein Unternehmen startete, war Müller von seinen Finanzen und seinem Geschäftsmodell überzeugt.

"Ich bin ziemlich aggressiv in Bezug auf meine Prognosen, aber konservativ in finanzieller Hinsicht."

2. Suche nach einer Finanzierung jenseits von Risikokapital

Als Müller merkte, dass seine potenziellen Investoren nicht mit seiner Vision für das Unternehmen übereinstimmten, musste er sich hinsetzen und über alternative Möglichkeiten der Wachstumsfinanzierung nachdenken. Als er bereits erste Kunden und einen soliden Geschäftsplan hatte, wandte er sich an ein Family Office um eine Beteiligung und ein Nachrangdarlehen (Mezzanine Kapital) zu erhalten.

"Ich musste mich mit dem Gedanken anfreunden, Darlehen zur Finanzierung des Wachstums einzusetzen", sagt Müller. Sein Unternehmen wuchs in den ersten sechs Monaten um mehr als 1.000 %.

3. Umgeben Sie sich mit den richtigen Leuten

Wie viele junge Unternehmer übernahm Müller in den ersten Jahren alle Führungsaufgaben in seinem Unternehmen. Obwohl er immer noch viele Stunden arbeitet, hat er gelernt, zu delegieren und zu vertrauen.

"Man muss sich mit den qualifiziertesten Leuten umgeben, die einem helfen können, seine Vision zu verwirklichen", sagt Müller. "Die Einstellung eines Geschäftsführers, der das Wachstum unseres mittleren Managements überwacht, war so viel besser. Man kann sich nicht ständig um alles kümmern."