Cashflow-Management-Strategien zur Sicherung der Liquidität in der Corona-Krise

Cashflow-Management-Strategien zur Sicherung der Liquidität in der Corona-Krise

Das finanzielle Überleben steht für viele Unternehmen ganz oben auf der Agenda, nachdem im März und November 2020 jeweils ein Lockdown ausgerufen wurde. Der zweite Lockdown trifft viele betroffene Unternehmen noch viel härter und die meisten Unternehmer müssen an ihre Substanz gehen.

Wie sollten Sie in dieser Situation Ihre Finanzen verwalten? Wie können Sie die Kontinuität Ihres Unternehmens gewährleisten? Wie geht es jetzt weiter?

Fünf Lehren aus dem ersten Lockdown

Die gute Nachricht ist, dass Sie nicht bei null anfangen müssen. Sie können und sollten sich an den Lektionen orientieren, die Sie während der ersten Corona-Wellen gelernt haben, um nun die richtigen Entscheidungen zu treffen.

1. Agilität ist der Schlüssel

Diejenigen, die agil waren, konnten ihren Betrieb umstellen und ihre Umsätze optimieren, wodurch die Auswirkungen der wirtschaftlichen Abschwächung verringert wurden.

2. Fokus auf Gesundheit und Sicherheit

Der Abbau von Ängsten bei Verbrauchern und Mitarbeitern ist von größter Bedeutung, deshalb müssen Sicherheitsmaßnahmen und Desinfektionsprotokolle umgesetzt werden. Außerdem sind   Kommunikation und ständige Wachsamkeit entscheidend für die Wiederherstellung des Vertrauens von Mitarbeitern und Verbrauchern.

3. Ausgaben senken

Die Senkung der Ausgaben um die reduzierte Aktivität kann Unternehmen helfen, die Gewinnschwelle zu erreichen und damit das Unternehmen am Laufen zu halten.

4. Behalten Sie den Cashflow fest im Griff

Die Aufrechterhaltung und die Vorsorge von Bargeld durch aktives Managen und Verwalten von Forderungen, sowie die tägliche Kontrolle der Verbindlichkeiten, sind für den Fortbestand Ihres Unternehmens unerlässlich.

5. Erstellen Sie häufige Finanzprognosen

Häufiges vorausschauendes Finanz- und Cashflow-Management stellen heute einen zentralen Schwerpunkt dar, damit Eigentümer und Manager ihre Unternehmen durch schwierige Zeiten führen können.

Insgesamt sollte der erste Schritt für jedes Unternehmen, das sich Sorgen um seine Finanzen macht, sicherzustellen, dass diese Lektionen aus der ersten Welle im Unternehmen umgesetzt werden.

Zweite, Dritte, Vierte Welle: Planen Sie für verschiedene Szenarien

Jeder von Ihnen ist mit unterschiedlichen Umständen konfrontiert. Einige Unternehmen können immer noch einen optimistischen Ausblick aufrechterhalten, weil sie wesentliche Dienstleistungen anbieten. Aber was ist, wenn es einen plötzlichen Rückgang der Nachfrage gibt? Was passiert, wenn Sie eine weitere schwere Schließung erleiden? Oder wenn die Wirtschaft plötzlich wieder auf Touren kommt?

Szenarioplanungen sind eine Möglichkeit sich auf das Schlimmste vorzubereiten und gleichzeitig mit Betriebskapital gerüstet zu sein, wenn das Geschäft wieder anzieht. Wir bitten unsere Mandanten drei verschiedene Szenarien zu berücksichtigen:

  • Überleben, Verluste reduzieren
  • Normale aber reduzierte Aktivität
  • Weiter wie bisher mit Potenzial für Wachstum

Diese drei Szenarien wurden grob definiert und dienen als Richtlinie für Ihr Verhalten in Bezug auf die Ankurbelung des Umsatzes, die Einhaltung von Budgets und die Vorwegnahme des Cashflows. Sie erfordern jeweils unterschiedliche Cashflow-Strategien und sollen Ihnen dabei helfen, zu planen und Problembereiche zu erkennen, bevor sie auftreten.

Szenario 1: Überleben, Verluste reduzieren

In diesem Szenario verdient Ihr Unternehmen möglicherweise nicht genug um die Gewinnschwelle zu erreichen. Risikominderung ist der Schlüssel, vor allem, wenn Sie erwarten, dass Ihr Geschäft ruhend oder auf einem so niedrigen Aktivitätsniveau bleibt, dass Sie die Insolvenz riskieren. Wenn Sie sich in dieser Situation befinden, sollten Sie folgende drei Strategien in Betracht ziehen:

1. Reduzieren Sie die Geschäftsaktivität für Dienstleistungen, die in den nächsten sechs Monaten wahrscheinlich nicht kostendeckend sein werden. Berechnen Sie den Mindestumsatz, den Sie benötigen um eine weitere Schließung zu überleben. Wenn Sie glauben, dass Sie dieses Ziel nicht erreichen können, dann suchen Sie nach Möglichkeiten, das Geschäft zu drehen oder weiterzuentwickeln.

Konzentrieren Sie sich nur auf die wesentlichen Kosten und streichen Sie die unwesentlichen. Summieren/ Addieren Sie alle Ihre fixen Barausgaben wie Miete, Gehälter, Kommunikation, Zins- und Tilgungszahlungen für Kredite. Teilen Sie diese anschließend durch die Marge, die Sie bei jedem Verkauf verdienen (normalerweise ein Prozentsatz). Wenn Sie glauben, dass Ihr Unternehmen nicht kostendeckend arbeiten kann, müssen Sie eventuell in Betracht ziehen, Ihre Ausgaben auf das absolute Minimum zu beschränken und zu ruhen bis sich die Situation wieder normalisiert.

2. Beurteilen Sie Ihre Investitionen und Finanzierungsmöglichkeiten. Können Sie Anlagevermögen oder Inventar verkaufen um über die Runden zu kommen? Ist es möglich Geräte oder Fahrzeuge zu verkaufen um etwas Bargeld für den Betrieb zu erhalten? Können Sie Ihre Kredite neu verhandeln? Gibt es potenzielle Investoren um eine kurzfristige Finanzspritze zu erhalten?

3. Verhandeln Sie Fixkosten neu. Überlegen Sie, ob Ihre Fixkosten in variable Kosten umgewandelt werden können. Ist es z. B. möglich auf Ihren Vermieter zuzugehen und Ihre Miete in eine umsatzabhängige Miete (z. B. Prozentsatz des Umsatzes) zu ändern? Bei dieser Vereinbarung steigt Ihre Miete mit steigendem Umsatz, aber der Cashflow spiegelt auch die Geschäftstätigkeit wider und ist leichter zu verwalten. Prüfen Sie, ob dieser Ansatz auch für andere feste Ausgaben gelten kann, wie z. B. für Gehälter.

Szenario 2: Normale, aber reduzierte Aktivität

Unternehmen in diesem Szenario arbeiten zwischen 50 % und 70 % ihrer „normalen" Kapazität. Abgesehen von einer rigorosen Verfolgung des Cashflows sollten Sie eine Senkung der Ausgaben in Betracht ziehen. Wir schlagen insbesondere diese vier Strategien vor:

1. Maximieren Sie Ihre Gewinnspannen und schauen Sie sich Ihre aktuellen Umsätze und Einkommensströme an:

Womit verdienen Sie das meiste Geld und können Sie diese Einnahmequellen ausbauen? Wäre es möglich, die Preise für einige Ihrer meistverkauften Artikel leicht zu erhöhen? Bleiben Sie wachsam bei der Verwaltung Ihrer Kosten für jeden Geschäftszweig und jede Ausgabenposition. Verschieben oder reduzieren Sie unwesentliche Kosten und identifizieren Sie Möglichkeiten, um Fixkosten in variable Kosten umzuwandeln. Können Sie z. B. von zu Hause aus arbeiten oder in einen Co-Working-Space umziehen um fixe Mietkosten in variable Kosten umzuwandeln. Dies verschafft Ihnen zusätzliche Flexibilität.

2. Achten Sie auf das Kreditrisiko:

Stellen Sie sicher, dass Sie einen geeigneten Prozess haben, um sicherzustellen, dass neue Kunden in der Lage sind Sie zu bezahlen. Sie sollten auch Ihre langsamer zahlenden Kunden genauer überwachen um Forderungsausfälle zu vermeiden.

3. Stellen Sie sicher, dass Ihre Lieferkanäle nicht beeinträchtigt sind:

Der anfängliche Lockdown führte zu Einschränkungen und Verzögerungen in der Lieferkette. Verwalten Sie Ihre Lieferantenbeziehungen, verstehen Sie die Verpflichtungen und stellen Sie sicher, dass Sie nicht mit Verzögerungen konfrontiert werden.

4. Behalten Sie Ihre Kreditwürdigkeit bei:

Ihr Kreditgeber weiß, dass dies schwierige Zeiten sind. Pflegen Sie eine ehrliche und transparente Beziehung, indem Sie offen über die Herausforderungen sprechen, mit denen Sie konfrontiert sind und wie Sie diese angehen. Bleiben Sie weiterhin in Kontakt mit Ihren Kreditgebern und stellen Sie sicher, dass Sie Ihren Verpflichtungen nachkommen. Ihre Kreditwürdigkeit wird Ihnen helfen, wenn Sie sich wieder erholen.

Szenario 3: Weiter wie bisher, mit Wachstumspotenzial

Wenn sich Ihr Unternehmen in dieser glücklichen Lage befindet, bauen Sie weiterhin Ihre Barmittel auf und bleiben Sie wachsam, was Ihre Ausgaben betrifft. Sie sind noch nicht so weit, dass Sie Ausgaben für unwichtige Dinge tätigen können.

Sie können anfangen über Investitionen nachzudenken, die Sie vorher vielleicht nicht tätigen konnten. Die Zinssätze sind so niedrig wie noch nie. Produktivität und Technologie spielen eine größere Rolle als je zuvor. Es ist wichtig, diese Faktoren bei der Planung Ihrer Investitionen in Geräte, Maschinen oder andere Dinge, die Ihre Produktivität steigern, im Auge zu behalten.

Es ist auch ein guter Zeitpunkt um potenzielle Übernahmeziele zu prüfen. Die Industrien werden umgestaltet und wir erwarten eine Menge Konsolidierungen. Halten Sie Ausschau nach Möglichkeiten neue Märkte zu erschließen oder Ihre Kapazitäten zu erweitern.

Mehrere Pläne können für ein einzelnes Unternehmen erforderlich sein

Wenn Ihr Unternehmen mehr als einen Geschäftszweig hat, stellen Sie vielleicht fest, dass jeder Zweig mit unterschiedlichen Herausforderungen konfrontiert ist.

Die Unterschiede lassen sich beispielsweise an einem italienischen Restaurant zeigen, das Innengastronomie, Take-out und Einzelhandel anbietet: Das Verbraucherverhalten hat sich an die Pandemie angepasst, wobei sich Take-Out und „fantasievolles Verpacken von Einzelhandelsprodukten" in naher Zukunft zu den primären Umsatzquellen entwickeln werden. Die Kosten für den Service in der Innengastronomie müssen möglicherweise eingedämmt werden - es kann sogar sein, dass dieser Teil dieses Geschäfts vorübergehend stillgelegt werden muss, um Verluste zu vermeiden.

Jeder Geschäftsbereich kann mit unterschiedlichen Wachstums- und Umsatzaussichten konfrontiert sein. Die Cashflow-Aussichten werden dabei für jedes Gebiet ebenfalls unterschiedlich sein. Wir schlagen daher vor, für jeden Bereich einen Cashflow-Plan zu entwickeln, um zu erkennen, wo es zu Engpässen kommen kann, und um sicherzustellen, dass Kostendämpfung und Ressourcenzuteilung mit gezielter Präzision durchgeführt werden. So kann das Lokal Prioritäten setzen und gleichzeitig eine gewisse Rentabilität beibehalten.

Zögern Sie nicht, einen Experten zu Rate zu ziehen

Wir haben bereits Unternehmen durch die erste Phase dieser Pandemie begleitet und unterstützt. Viele suchten nach Finanzierungsmöglichkeiten um sicherzustellen, dass sie genügend Reserven haben, damit sie den angeschlagenen Betrieb auffangen konnten. Andere Unternehmen ergriffen drastische Maßnahmen um die Kosten zu senken und die Größe ihrer Organisationen anzupassen. Fast alle Kunden haben eine Art von Cash-Planung eingeleitet um die Risiken zu verstehen, denen sie ausgesetzt waren.

Unsere grundlegenden Tools für das Cashflow-Management haben wir bereits für viele Mandanten implementiert, damit die Unternehmer sich vorbereiten und planen können. Finanziell kompetenter zu werden ist jetzt eine Priorität.

Viele unserer Kunden erwarten nun eine sehr langsame und allmähliche Erholung, wobei diejenigen in der Unterhaltungs- und Tourismusbranche eine Notlage bis Ende 2021 erwarten.

Wie oben bereits hervorgehoben, schlagen wir vor, einen Cashflow-Plan unter einer Vielzahl von Szenarien zu erstellen um Ihnen Klarheit und Orientierung zu geben, damit Sie fundierte Entscheidungen für die Zukunft treffen können.

Viele von Ihnen haben gelernt wie man eine rollierende Cashflow-Prognose erstellt, aber jetzt müssen Sie den Cashflow unter Unsicherheit prognostizieren und das kann eine neue Herausforderung sein. Zögern Sie nicht, sich an uns zu wenden, wenn Sie glauben, dass Sie Hilfe benötigen. Sobald die Pandemie unter Kontrolle ist, sollte Ihr Unternehmen viel stärker und in der Lage sein, die sich bietenden Chancen zu nutzen.