Wie läuft ein Notverkauf bei deinem Start-up ab?

Wie läuft ein Notverkauf bei deinem Start-up ab?

Die Corona-Pandemie sorgt weiterhin für Zukunftsängste bei vielen jungen Unternehmern. Viele Rettungsschirme haben die deutsche Wirtschaft in den letzten Monaten gestützt. Dennoch sind bei etlichen Unternehmen die Mittel zu spät angekommen oder reichen nicht aus. Zudem sind die privaten Finanzpolster mit zunehmender Dauer der Krise ebenfalls aufgebraucht. Viele junge Unternehmer denken in dieser sich zuspitzenden Situation bereits an die Insolvenz oder suchen händeringend nach passenden Lösungen sowie frischem Kapital. Sollten die Bemühungen zur Unternehmensrettung aus eigener Kraft jedoch fehlschlagen, bildet der sogenannte Notverkauf oftmals die letzte Alternative für die Gesellschafter.

Bewahre einen kühlen Kopf

Leider hat sich Dein Start-up in der Corona Krise nie richtig durchsetzen können. Nun stehst Du vor zwei wenig beneidenswerten Entscheidungen: Du musst ein mickriges Übernahmeangebot durch einen Notverkauf annehmen oder das Unternehmen durch Insolvenz aufgeben. Wie kannst Du die Transaktion effektiv abwickeln, wenn Du Dich für den Notverkauf entscheidest?

In der Technologiebranche hat es schon viele enttäuschende Exits gegeben. Bei diesen Transaktionen, die oft als "Akquisitionen", "Talentakquisitionen" oder "Notverkauf" bezeichnet werden, geht es den Käufern in erster Linie darum, Dein Team zu übernehmen. Deine Investoren erhalten einen kleinen Teil ihres Geldes zurück und Dein Team unterschreibt beim Verkauf ein Arbeitsvertrag beim Käufer.

Obwohl alle M&A-Transaktionen schwierig sein können, stellt der Notverkauf eine besondere Herausforderung dar. Wenn Du die folgenden Grundsätze beachtest, kannst Du einen reibungslosen Verkauf sicherstellen.

Kenne die Stolpersteine

Bei dieser Art von Transaktionen müssen in der Regel mehrere Parteien auf Deiner Seite des Tisches zustimmen. So ist es zum Beispiel sehr wahrscheinlich, dass Deine Investoren ein vertragliches Vetorecht haben, insbesondere wenn sie Anteilseigner sind. Außerdem kann der Käufer verlangen, dass ein sehr hoher Prozentsatz (wenn nicht sogar alle) Deiner Teammitglieder zum Zeitpunkt des Abschlusses der Transaktion als Mitarbeiter übernommen werden. Darüber hinaus verlangen die Käufer beim Notverkauf oft ein höheres Maß an Zustimmung der Gesellschafter zu der Transaktion, sogar über das gesetzlich vorgeschriebene Maß hinaus (um künftige Klagen verärgerter Investoren zu vermeiden, dass die Transaktion "unfair" war). Darüber hinaus kann auch Deine Bank ein Wörtchen mitzureden haben, wenn Du noch ausstehende Unternehmenskredite hast.

Arbeite mit Deinem Anwalt zusammen, um herauszufinden, wer die Macht hat und die Transaktion effektiv blockieren kann. Mache Dir bewusst, dass Du nun auch mit diesen Parteien verhandeln musst. Zudem solltest Du bei den Verhandlungen mit dem Käufer auch auf die Bedenken Deiner Mitgesellschafter und Investoren eingehen.

Sei transparent und offen

In Anbetracht der Vertragsbedingungen und des Einflusses der verschiedenen Parteien sollte kein Misstrauen aufkeimen. Halte Deine Mitgesellschafter, Investoren und andere interessierte Parteien ständig auf dem Laufenden, während die Transaktion voranschreitet. Genauso wichtig ist es, dass Du offen darüber sprichst, was sie nach Abschluss der Transaktion erhalten. Der Käufer wird oft verlangen, dass Deine Beschäftigungsbedingungen nach der Transaktion den Gesellschaftern formell offengelegt werden. Dabei ist es eine kluge Idee, diese Bedingungen Deinen Schlüsselpersonen im Voraus mitzuteilen und Überraschungen zu vermeiden. In diesem Punkt haben schon viele junge Unternehmer versagt - und dabei ihren Ruf geschädigt. Wenn Erwartungen nicht erfüllt werden und interessierte Parteien im Unklaren gelassen werden, können die Dinge hässlich werden. Gefühle werden verletzt, Brücken können abgebrochen werden und Deine Mitgesellschafter und Investoren können extrem unkooperativ werden.

Fakten schaffen

Wie bereits angedeutet, ist die Risikotoleranz der Käufer beim Notverkauf in der Regel geringer. Sie sind auf offene Fragen fixiert und verlangen oft, dass alle potenziellen rechtlichen Probleme vor dem Abschluss vollständig geklärt werden. Du solltest mit Deinem Anwalt eng zusammenarbeiten, um alle Due-Diligence-Fragen so schnell wie möglich zu klären. Schalte auch auf administrative Ressourcen wie M&A-Berater, Steuerberater und Wirtschaftsprüfer ein. Wenn Du in der Lage bist, dem Käufer schnell eine saubere Due-Diligence-Prüfung vorzulegen, kann dies den Transaktionsprozess wirklich vorantreiben und den Käufer auf den Abschluss konzentrieren.

Bleibe auf dem Radar des Käufers

Obwohl es sich um eine bedeutende Transaktion für Dich handelt, ist sie in den meisten Fällen kaum so intensiv auf dem Radarschirm des Käufers zu sehen. Sobald die Absichtserklärung unterzeichnet ist und der Abschlussprozess beginnt, wird die Transaktion von der Bürokratie des Käufers übernommen. Er muss von den Mitarbeitern der gesamten Organisation des Käufers bearbeitet werden: Unternehmensentwicklung, Recht, Finanzen, Technik usw. Infolgedessen geraten Notverkäufe oft ins Stocken oder verlieren an Schwung. Tue Dein Bestes, um innerhalb der Organisation des Käufers eine Dreiecksbeziehung herzustellen. Spreche regelmäßig mit den verschiedenen Kontakten und ermutige andere Mitglieder des Transaktionsteams des Käufers. So treibst Du die Transaktion weiter voran.